Sonntag, November 24, 2019

"Glauben Sie, der Mensch wird sich je ändern?
Nein.
Werden wir immer korrupter werden? Wird die Welt immer totalitärer? Ist das die Richtung, in die wir uns bewegen?
Ich weiss nicht. Irgendetwas, glaube ich, wird geschehen. Ich glaube, die Welt wird zunehmend übervölkert. Irgendetwas wird im einundzwanzigsten Jahrhundert geschehen. Alles wird sich ändern, und zwar so drastisch, dass ich mir nicht sicher bin, was es sein wird. Ich habe auch das Gefühl, als würde die ganze Welt irgendwann geeint sein. Ich meine, es wird keine Länder mehr geben. Ich habe das Gefühl, es wird einen schrecklichen Krieg geben. Wann, weiss ich nicht. Es wird eine grosse Entvölkerung der Welt stattfinden, und von da an wird sich eine völlig andere Zivilisation entwickeln, als wir sie heute kennen."
Aus: TRUMAN CAPOTE: Ich bin schwul, ich bin süchtig, ich bin ein Genie : ein intimes Gespräch mit Lawrence Grobel. Zürich : Kein & Aber, 2017
"Oft besuchte sie [Teruko Yokoi] Rothko in seinem Atelier, wo sie sich über alles Mögliche unterhielten, nur nie über die Kunst; einmal babysittete sie seine Kinder. Dafür bereitete er ihr in seiner Kochecke Suppe und "Würstli" zu. 'Sechs Monate bevor er sich umbrachte, sah ich ihn - als eine der Letzten.' Kurz zuvor hatte er seine Familie verlassen, und als Teruko ihm ein Foto ihres Babys zeigte, sei er noch stiller geworden; lange habe er darauf gestarrt und sie dann gebeten, eine Weile einfach bei ihm zu sitzen."
ANUSCHKA ROSCHANI: Haikus in Öl. In: Das Magazin. 2019, n° 46, 21 
"Wir leben im Dunkel, wir tun, was wir können. Der Rest ist der Wahnsinn der Kunst."
HENRY JAMES, zitiert nach: Anuschka Roschani: Haikus in Öl. In: Das Magazin. 2019, n° 46, 16-23

Sonntag, November 17, 2019

"Hoffentlich haben wir eines Tages genug Geld, dass wir die Bilder entwickeln lassen können. Manchmal packt mich die Neugierde, und ich frage mich dann immer, ob sie was geworden sind. Wie bei Samenkörnern in einem Päckchen ist es noch völlig offen, ob die Bilder was werden. Ich werde älter sein, wenn sie entwickelt werden, älter und leichter zu begeistern. Schau, da ist das Baby! Schau, da ist Mushroom Springs! Schau, da bin ich!"
RICHARD BRAUTIGAN: Die Tage am Lake Josephus. In: Forellenfischen in Amerika. Zürich : Kein & Aber Pocket, [2018], 133-134

Mittwoch, November 13, 2019

"Man braucht nicht viel Besonderes zu sehen. Man sieht so schon viel."
ROBERT WALSER: Kleine Wanderungen

Sonntag, November 03, 2019

"Leben heisst, leben zu lassen, was in uns ist."
CHARLOTTE PERRIAND, in: Charlotte Perriand, pionnière de l'art de vivre. Dokumentarfilm, CH/F 2019, ausgestrahlt in den Sternstunden von SRF, 03.11.2019
"Wie schwer ist es, das Zeichen nicht an die Stelle der Sache zu setzen, das Wesen immer lebendig vor sich zu haben und es nicht durch das Wort zu töten."
JOHANNES ITEN: Tagebuch V, Wien, 21. April 1917