Donnerstag, März 28, 2024

"Er setzte sich rasch; mit einem schnellen Griff zog er, schon fast mechanisch, das Heft aus der Mappe, das er immer bei sich trug, klein und unscheinbar und nicht grösser als ein Schulheft, er griff zum Stift und begann einfach aufzuschreiben, was er da sah und hörte, Gesichter, Gebärden, Geräusche, ein Lachen, ein Kurvenquietschen des Trams. Er schrieb ohne Ziel, ohne Absicht, wollte nichts mitteilen, er schrieb, um in Worten zu sein, sich festzuhalten am Stift, an den Worten, die er hinkritzelte, an den Bildern, die er sah, an den Sätzen, die er aufnahm und abschrieb, über Lady Shiva und den Aramäisch-Kurs, sie in sein Heft schrieb, damit sie da waren, auf dem Papier, damit überhaupt etwas da war und nicht dieses Taumeln, dieses Entschwinden und Sichabhandenkommen."
URS FAES: Halt auf Verlangen. Berlin : Suhrkamp, 2017, 28-29


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