Sonntag, Juni 28, 2020

"Mein Freund, s'ist Zeit nun, Zeit!.. Das Herz will Ruh.
                                                                    Im Fluge
Ziehn Tag' um Tage hin. Und jeder nimmt im Zuge
Ein Stückchen Dasein mit. Ich wollte doch mit dir
Zusammen leben - sieh... Und alles stirbt: auch wir..."
A. PUSCHKIN, zit. nach: ANDREJ BELYJ: Petersburg. Erste Auflage. Frankfurt am Main : Insel Verlag, 2001, Seite 298
"Vor ihr erschien die Liebe dieses unglücklichen Sommers; und die Liebe des unglücklichen Sommers, wie alles, stürzte aus ihrem Gedächtnis ab; und wieder tönte ein Schlag, der Steine zersprengte. Kaum erschienen, versanken: ihre Frühlingsgespräche mit Nicolas Ableuchow; kaum erschienen, versanken: die Jahre der Ehe, die Hochzeit: eine Leere riss, alles schluckend, Stück um Stück dahin. Und es hallten metallische Schläge, die Stein zersprengten. Das ganze Leben blinkte auf, und dann versank das ganze Leben, als wäre ihr Leben niemals gewesen, als wäre sie selbst eine ins Leben noch ungeborene Seele, Die Leere begann gleich hinter ihrem Rücken (denn dort war alles verschwunden, aufgeschlagen auf irgendeinem Grund); die Leere ging weiter in die Jahrhunderte, und durch die Jahrhunderte hörte man nichts als Schlag um Schlag: da versanken, auf einen Grund hinabstürzend, Bruchstücke ihrer Leben. Als zerstampfte ein metallenes Pferd, hufeklirrend auf Stein, in ihrem Rücken das Abgestürzte; als verfolgte sie dort in ihrem Rücken, hufeklirrend auf Stein, ein metallener Reiter."
ANDREJ BELYJ: Petersburg. Erste Auflage. Frankfurt am Main : Insel Verlag, 2001, Seite 258