Sonntag, November 21, 2021

"Fotografien sind Spaziergänge im Abendlicht."
Aus: Ach, Picasso, der hat um die Ecke gewohnt ... Aber hören Sie mir überhaupt zu? : ein Gespräch zwischen der grossen Schweizer Fotografin SABINE WEISS und dem Kurator Hans Ulrich Obrist. In: Das Magazin, 20.11.2021

Samstag, November 20, 2021

"[...] Der Gast setzte die ausschweifende Beschreibung des Hauses seines Vaters fort. Seine Stimme war dabei laut und sanft zugleich, seine Augenlider klappten auf und zu, der Kopf kippte hin und her. Er beschrieb mir die Zufahrt, das Gartenhäuschen, das als Erstes sichtbar werde, wenn man von der Dorfstrasse darauf zufahre. Hinter einem Baum liege das Haupthaus, es sei ein geduldiges Haus, wie es da am Hang stehe und darauf warte, dass der Sommer komme und ihm ein bisschen Sonne schenke. Der Gast sagte im Weiteren, dass er sich manchmal vorstelle, wie es wäre, dort zu wohnen, aber dass er eigentlich nie mehr dorthin zurückkehren könne. Sein Vater sei so verloren, dass die ganze Umgebung des Vaters ebenso verloren sei. Er fuhr fort, er habe erst gar nicht glauben können, dass eine Verlorenheit derart ansteckend sei, und es tue ihm leid, aber er könne jetzt nicht weiter über des Vaters Verlorenheit sprechen.
Ich sagte, vielleicht seien Väter grundsätzlich verlorene Gestalten. Mein eigener beispielsweise habe die Gesellschaft von Menschen nie gesucht. [...]"
ARIANE KOCH: Die Aufdrängung. Originalausgabe. Berlin : Suhrkamp, 2021. (edition suhrkamp ; 2784), 34
 "Nur weil ich viel tragen kann, heisst es noch lange nicht, dass ich viel tragen will.
Ebd., 6
 "Manchmal weiss ich nicht mehr, was ich zu den Vögeln sagen soll. Ich versuche, sie meistens zu ignorieren, um sie nicht zu beneiden."
Ebd., 137
"Am liebsten wäre es mir eigentlich, wenn ich mich und meine Dinge über möglichst viele Orte verteilen könnte, denke ich jetzt."
Ebd., 168