Donnerstag, Oktober 05, 2023

 "Der Mensch, der seine Wurzeln kappt, der sie verliert und vor der Vergangenheit flieht, findet in dieser Welt keine Zuflucht mehr."
JÓN KALMAN STEFÁNSSON: Dein Fortsein ist Finsternis : Roman. Aus dem Isländischen von Karl-Ludwig Wetzig. München : Piper, © 2022, 368
"[...] Wir haben nur uns, und das Leben ist zu kurz und dornig, um seine Liebsten zu verstossen. [...], die  Stärke eines Menschen bemisst sich danach, ob er in der Lage ist, sich selbst zu helfen, oder nicht. [...] Der wichtigste Kampf eines Menschen ist der, den er gegen sich selbst führt. Ich muss meinen inneren Saustall aufräumen."
Ebd., 458
"Aber wer sich nie anderen anvertraut, wird nach und nach zu einem Schneckenhaus. Der kriecht, in sein Haus zurückgezogen, durchs Leben, rollt sich um einen Kern zusammen - und all das Wichtige, über das er nie spricht, verschmilzt mit dem Gehäuse und wird mit den Jahren immer härter, mit der Folge, dass es für andere immer schwerer wird, an dich heranzukommen, und für dich, andere zu erreichen. Die Schale wird Abwehrbollwerk und Gefängnis in einem. Möchte man so leben? Möchte man so sterben?"
Ebd., 492
"Jeder wird mit seinem Wesenskern geboren. Natürlich haben Ereignisse im Leben ihre Einwirkung darauf, aber wenn er solide ist, dann verändern sie den Menschen nicht in seiner Substanz. Du bist, wer du bist, und das warst du immer. Aber es ist notwendig für dich zu vergeben. Zu verzeihen ist manchmal das Gleiche, wie zu sich selbst zu stehen. Wer andern vergibt, findet sich selbst. Und wer sich selbst findet, ist frei."
Ebd., 529

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