Dienstag, September 28, 2010


Bild: Hugo Keller
Fribourg, 23.09.2010
"[...] Doch Unkenntnis eines Geschehens schützt vor seinen Folgen nicht. Im Gegenteil: sie ist das Vakuum, das Macht, die nichts als Macht ist, sucht, um es zu füllen. Ein ähnliches Vakuum freilich entsteht, wo die Überfülle wahllos rezipierter Informationen Vorstellungskraft und Urteilsvermögen 'erschlägt'. Das Ergebnis ist Indifferenz, deren tiefste Wurzel Fromm allerdings nicht in enstchuldbarer Abstumpfung, sondern in einer lebensfeindlich gewordenen Wertordnung sehen will: 'Unsere grösste Gefahr ist vielleicht nicht so sehr die Grausamkeit, sondern vielmehr die Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben, welche eine Folge unserer Vergötterung alles Mechanischen, Organisierten und Unlebendigen ist.'
Als Gegenkraft gegen Verrohung und Indifferenz nennt Fromm die grossen Religionen: 'Muss ich daran erinnern, dass die Ausschaltung zerstörerischer Impulse das Anliegen aller grossen Religionen gewesen ist - des Christentums so gut wie des Judentums und des Buddhismus?' Diese Religionen stehen, nach Fromm, gegen die schrecklichste Perversion, deren der Mensch fähig ist, nämlich gegen die 'Hinneigu-ng zu Verfall und Tod und die irrationale Leidenschaft, andern unsern Willen aufzuzwingen, indem wir ihnen Leid zufügen'."

KURT MARTI: Notizen und Details 1964-2007. Zürich: Theologischer Verlag Zürich 2010, 200-201.

Montag, September 20, 2010


Bild: Hugo Keller
Siena , Italien, Sommer 1980

"La où il y a rien à comprendre, tout le monde veut comprendre, et là où il faudrait comprendre, personne comprend plus rien."
Paul, dans Fourbi de ALAIN TANNER


Bild: Hugo Keller
Siena, Italien, Sommer 1980

Sonntag, September 05, 2010

"Mikael Blomkvist winkte von einem Ecktisch am Fenster. Sie zögerte. Mikael kam ihr für einen kurzen Augenblick wie ein Fremder vor, und sie spürte, wie sie ihn mit ganz neuen Augen betrachtete. Wer ist das? Mein Gott, bin ich müde. Dann stand er auf und küsste sie auf die Wange, und sie merkte zu ihrem grossen Schrecken, dass sie mehrere Wochen lang nicht ein Mal an ihn gedacht hatte - un dass sie ihn wahnsinnig vermisste. Als wäre die Zeit bei der SMP nur ein Traum gewesen. Irgendwie fühlte sich alles so unwirklich an."

STIEG LARSSON: Vergebung. München: W. Heyne 2010, 409

Bild: Hugo Keller
Rickie Lee Jones, Mühle Hunziken, Rubigen, 04.09.2010