Sonntag, Dezember 31, 2023

"My heart doesn't hurt anymore
But my soul does, maybe
That's what souls are for, to
Take the hurt the heart can't take
The heart can't take"

Aus: JOHN TRUDELL: Doesn't hurt anymore

Sonntag, Dezember 17, 2023

"Was für Dinge? Jede Beobachtung muss sich von dem vertrauten Entzifferungscode, den sie bei sich hat, trennen, muss sich treiben lassen inmitten von allem, was sie nicht versteht, um eine Mündung erreichen zu können, wo sie sich verloren fühlen wird. Als ein natürlicher Hang, der uns mitzieht wie ein Sog, bringt uns jede intensive Beobachtung der Aussenwelt vielleicht unserm Tod näher; anders gesagt: sie verringert den Riss, der uns von uns selbst trennt."
GIANNI CELATI: Landauswärts. Aus dem Italienischen von Marianne Schneider. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1996. (suhrkamp taschenbuch ; 2603), 10
"Als ich noch jung war, las ich unentwegt, ich hatte Angst, ich könnte etwas versäumen, und jetzt kommt es mir vor, als fliesse das Versäumte und das Gefundene in demselben Flussbett dahin.
Das einzige, was man verstehen kann, ist vielleicht, dass wir Fremdlinge sind in diesem Tal der Tränen, nicht hineinpassen in dies einzige Leben (Unglück, Schmerz, Tod), das wir haben. Und dass alles darauf hinarbeitet, uns das Gedächtnis zu nehmen, uns hilft, Dämme zu errichten, damit wir sagen können, 'es hat auch seine guten Seiten', damit wir Gartenzwerge vor unsere Haustür stellen, kurz, damit wir immer und überall sagen und zeigen, dass dies Leben etwas ganz anderes ist, als es ist."
Ebd., 52f
"Luciano am Steuer, er redet mit mir: 'In manchen Augenblicken habe ich Lust, alles zu fotografieren, alles, was ich sehe, erscheint mir interessant. Dann schaue ich ins Objektiv und alles erscheint mir ganz gewöhnlich aus denselben Gründen wie vorhin, als ich es fotografieren wollte. Wenn ich hingegen nicht daran denke, dass ich fotografieren muss, dann passiert beinahe das Gegenteil: ein einzelner Gegenstand beeindruckt mich, ganz für sich allein, ohne viel zu überlegen, bringe ich ihn ins Bild und sehe, dass er im Bildausschnitt ein Eigenleben entwickelt. Das Problem ist vor allem der Bildausschnitt. Auch der Gemütszustand spielt eine Rolle.'"
Ebd., 74
"Da draussen herrscht ein Potential an Depressionen, das dir, sobald es dich packt, die Lust nimmt, dir nach Art eines distanzierten Beobachters eine Vorstellung von allem zu machen."
Ebd., 90
"[...] dann kommen mir die in den Sinn, die alles mit grossen Abstraktionen ins Lot bringen, nur an das glauben, was sie in ihren Büchern und Zeitungen lesen, und die ganze Welt von oben herab behandeln, weil sie es nicht ausstehen können, sich versprengt zu fühlen und der Zufälligkeit der Erscheinungen ausgesetzt zu sein. Wenn du das Gefühl hast, alles zu verstehen, vergeht dir die Lust am Beobachten."
Ebd., 113f