Sonntag, Februar 02, 2020


"Wir hatten in diesem Magazin neulich einen Aufsatz von Ion Karagounis, dem Wirtschaftsexperten des WWF Schweiz (Magazin N° 50/2019). Er argumentiert ähnlich wie Sie, fordert einen Lehrstuhl für kreatives Schrumpfen. Und findet, wir müssen wegkommen von der Idee, wir könnten fortwährendes Wachstum mit ökologischer Nachhaltigkeit verbinden.
Das finde ich auch. Wenn die Wirtschaft wächst, wächst auch der Stoffumsatz. Alles andere ist magisches Denken. Es gibt kein grünes Wachstum, es gibt nur Nullwachstum oder rückläufiges Wachstum. Damit muss man sich auseinandersetzen.
Die meisten Leute können sich nicht vorstellen, dass es auch mal rückwärtsgeht. Ausser bei einem Crash, einem Kollaps, einem Krieg.
Ja. Andererseits können sich komischerweise alle vorstellen, wie es vorwärtsgehen soll. Obwohl mit Händen zu greifen ist, dass mehr Autos in die Städte nicht reinpassen. Mehr Passagiere in die Züge nicht reinpassen. Mehr Schiffe auf die Meere nicht passen. Aber das wird einfach ausgeblendet."
Aus: "Es geht letztlich um Generationengerechtigkeit" : der Sozialpsychologe HARALD WELZER über Lamentierökos, den Sog der Konsumkultur und die Kraft von Gretas Botschaft / Gespräch: Mathias Plüss. In: Das Magazin, 2020, N° 4 (25. Januar 2020), 8-13