Sonntag, März 02, 2014

"Heute abend lag während einiger Minuten der Rosenschimmer eines für uns nicht sichtbaren Sonnenuntergangs auf den verschneiten Striemen der Wiesen und Wälder am Lindenberg, darüber ein Fenster  petrolblauen Himmels, dann Schwaden düsterer Schneewolken. Dann war das Licht weg. Körperlos, erstarrt in zwei Nichtfarben, Grau und Weiss, lag der Berg da, und mir war für eine Sekunde, aus dem Schnee sei ich gekommen und in den Schnee kehre ich zurück. Wir sind nicht zu Ende, wo unsre Haut mit der Luft in Berührung kommt."
ERNST HALTER: Über Land. Zürich : Limmat Verlag, 2007, 49
"Das Langweilige meldet sich, das Langsame erreicht uns aus einer Region, die, anders als die Stadt, nicht man-made ist (auch der Mensch ist es nicht). Es versteht kein Kommando. Es treibt auf Flüssen, weht durch Bäume, die Sonne brennt es uns einen Sommer lang auf den Kopf, es hat Zeit, es kauert im Schatten, den wir werfen. Blätter, Pfützen, Wolken - oder einfach Luft. Es giesst sich als Regen herab, schleiert als Schneeflocken die Dinge ein. Ihr lautloses Werk ist nicht aufzuhalten. Die schmerzloseste Art, einen Flughafen lahmzulegen? Ein mächtiger Schneefall."
ERNST HALTER: Über Land. Zürich : Limmat Verlag, 2007, 48