Samstag, April 25, 2015

"Leid rekonfiguriert die Zeit, ihre Länge, ihre Beschaffenheit, ihre Funktion: Ein Tag bedeutet nicht mehr als der andere, warum sind sie dann voneinander abgesetzt und tragen verschiedenen Namen? Auch der Raum wird rekonfiguriert. Man ist in eine neue Geografie eingetreten, die anhand einer neuen Kartografie dargestellt wird. Als orientiere man sich an einer Landkarte aus dem siebzehnten Jahrhundert, auf der die Wüste des Verlusts eingezeichnet ist, der (windstille) See der Gleichgültigkeit, der (ausgetrocknete) Fluss der Trostlosigkeit, der Sumpf des Selbstmitleids und die (unterirdischen) Höhlen der Erinnerung."
JULIAN BARNES: Lebensstufen. 2. Aufl. Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2015, 103

 
Bild: Hugo Keller
Wohlensee, 19.04.2015

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