Sonntag, Februar 01, 2015

"Eines Tages im Juni bekommt Andreas ein SMS von Marcella: 'Laura will dich nicht mehr sehen.' [...] - Die Behörden sagen: 'Wenn ein Kind die Besuche beim anderen Elternteil verweigert, hat dies in der Regel vor allem mit der Beziehungs- und Konfliktsituation der Eltern zu tun. [...] - Nach dem zweiten Treffen mit Laura ist der Anwältin klar, warum das Mädchen den Vater nicht mehr sehen will: 'Der Kontaktabbruch zum Vater ist als Notbremse für Laura zu verstehen, die sich nach den jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen den Eltern schützen will', schreibt die Anwältin. 'Laura hat sich deshalb dafür entschieden, ihren Vater nicht mehr wie bis anhin sehen zu wollen, damit endlich Ruhe in ihr Leben kehrt.' Laura habe nichts gegen ihren Vater, ging immer gern zu ihm, so habe es ihr das Kind erzählt, schreibt sie. Doch sei sie es leid, den Vater vor der Mutter verteidigen zu müssen. Und umgekehrt. Sie ertrage die gegenseitigen Abwertungen nicht mehr und wünsche sich, dass ihre Eltern sich besser vertragen könnten. Schlimm sei, dass sie nie wisse, was passieren würde, wenn ihre Eltern aufeinandertreffen. [...] - Im August erklärt eine Fachpsychologin, was die Anwältin beschreibt und Andreas vermutet [...]: 'Die Verweigerung der Kontakte zu Ihnen als Vater ist nicht Ausdruck einer schlechten Beziehung zu Ihnen, sondern Ausdruck eines massiven Loyalitätskonflikts. Laura opfert einen Elternteil, um zur Ruhe kommen zu können. Nun ist es aber so, dass die Opferung eines Elternteils Schuldgefühle auslöst. Schliesslich liebt ihre Tochter Sie als Vater und ist sich bewusst, dass sie Ihnen wehtut.' Um diese Schuldgefühle loszuwerden, suche Laura krampfhaft nach Gründen, die es ihr erlauben, den Vater wegzustossen. Dazu reiche es schon, wenn der Vater das Kind einmal tadle. Oder den Erwartungen des Kindes nicht ganz entspreche. Diese Momente würden von den Kindern fast provoziert. [...] - Wenn Kinder auf der Suche nach Rechtfertigungen für die Ablehnung eines Elternteils vom anderen Elternteil noch unterstützt werden, dann entspreche dies einer indirekten Manipulation, die zum Ziel habe, die Beziehung zwischen dem Kind und dem anderen Elternteil zu zerstören.' Von einer Mutter sollte man erwarten, dass sie einem Kind aus so einem schweren Konflikt heraushilft. [...] - Hochzerstrittene Eltern seien schuld am Loyalitätskonflikt des Kindes. [...] Nur 'ein Umdenken der Eltern und die Einsicht, dass sie für das Wohl ihres Kindes die Verantwortung tragen', können den Konflikt beenden."
DENISE BUCHER: Ohne seine Tochter : wie ein Vater sein Kind zu verlieren droht, weil die Behörden versagen. In: Das Magazin, Nr. 5/6, 31.01.2015, 18-25

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