Montag, Januar 31, 2011

"[...] im Albisgüetli werde seit 1898 auch scharf geschossen - 'mit Kugeln auf Zielscheiben. Und seit einigen Jahren auch mit Worten auf den politischen Gegner.' So sprach die SP-Frau - 'umgeben von rechten und netten Patrioten' - über die Schweiz. Weder eine gemeinsame Sprache noch eine gemeinsame Herkunft würden dieses Land zusammenhalten. 'Was uns eint, ist der Wille, zusammenzuleben', so die Aussenministerin. Die Schweiz brauche mehr von dem , was sie gross gemacht habe: Pragmatismus und Ausgleich, Kompromissbereitschaft und Kompromissfähigkeit, Solidarität und Engagement, Teilnahme und Mitbestimmung. Schon Jeremias Gotthelf habe in seinen Geschichten aus dem bäuerlichen Emmental aufgezeigt, welche Auswirkungen Eigenbrötelei, Streitigkeiten und Missgunst unter Nachbarn haben könnten. 'Gleiches gilt auch heute', mahnte die Bundespräsidentin vor rund 1500 SVP-Anhängern. 'Die Schweiz wird nicht grösser und erfolgreicher, indem wir uns der Welt verschliessen, unsere Nachbarn ablehnen oder sie gar verhöhnen. Ein starkes, selbstbewusstes Land wie die Schweiz hat so etwas nicht nötig.' Angesichts der Globalisierung sage man oft, die Welt sei ein Dorf. 'Wenn dem so ist, und ich bin überzeugt davon', so Calmy-Rey, 'dann sollte die Schweiz in bester schweizerischer Tradition an diesem Dorfleben teilnehmen, die Gemeindeversammlung besuchen, am Vereinsleben teilnehmen, leider Gottes auch ab und zu gewisse Abgaben entrichten und hin und wieder an den Feuerwehrübungen teilnehmen. 'Denn, so die Bundespräsidentin: 'Man weiss selber nie, ob man nicht auch einmal auf Hilfe aus dem Dorf angewiesen ist.'"
Aus: IWAN STÄDLER: "Mit Worten kämpfen, nicht mit den Fäusten": Micheline Calmy-Rey verurteilte in ihrer Albisgüetli-Rede die Attacke auf SVP-Nationalrat Hans Fehr und rief zum nationalen Zusammenhalt auf. In: Der Bund, 22.01.2011, 11

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