Freitag, Dezember 17, 2010

"Paradox ist auch die Situation einer Freundin, die nicht in der DDR, sondern in einem bayerischen Dorf aufwuchs und heute in Berlin lebt. Unter dem Katholizismus dort hat sie als Kind gelitten, und doch überlegt sie heute, ihrer Tochter die Riten und Rituale einer Religion nahezubringen, von der sie sich selbst in einem schmerzhaften Emanzipationsprozess verabschiedet hat. Sie tut das aus einem einzigen Grund: Sie will ihrem Kind eine Herkunft geben, eine Geschichte, einen festen Grund, auf dem es stehen kann. Eine Herkunft, die viele von uns glaubten abstreifen zu müssen, um erwachsen zu werden. Und nun fühlen wir diese Herkunft nur noch aus der Distanz, als Versatzstück, Relikt oder ironisch gebrochenes Zitat. Wie eine lyrische Zeile aus einem Popsong."
J. HENSEL: Das Unglück des modernen Familienglücks. Zeit Online, 17.12.2010

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