Sonntag, Dezember 09, 2007

"Dass Unsinn in den Medien verbreitet wird, ist nichts Neues. Neu ist, dass der Unsinn wechselseitig nicht mehr bestritten wird, dass wir es also nicht mehr mit publizistischen Konflikten über die richtige Darstellung von Vorgängen zu tun haben. Im Gegenteil: Ein wahrhaft postmoderner Rudeljournalismus jagt gemeinsam dieselben Säue durchs Dorf, und die verschiedenen Formate zwischen Boulevard und Qualität bekunden zunehmend Mühe, sich noch zu unterscheiden. Die strikte Marktorientierung der Medien, die Unsicherheit im ganzen Mediengewerbe über die künftigen Finanzierungsmodelle, die suizidale Selbstkonkurrenzierung durch Gratisangebote und die Verknappung der Redaktionsbudgets führen zu dem, was wir haben: einem kapitalen Marktversagen. Wir lesen, schauen und hören nicht nur überall dieselben Geschichten, sondern diese sind auch gemäss derselben Masche gestrickt. Und weil sich moralische Empörung so wunderbar verkauft, erleben wir gut 200 Jahre nach der Aufklärung wieder Hexenjagden."
"Medienpopulismus schadet der Aufklärung": Soziologieprofessor KURT IMHOF zum Fall Seebach. In: NZZ, 08./09.12.2007, 59.

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