Sonntag, Januar 10, 2010

"Der Mythos ist nicht auszurotten: Der Arbeitskuchen ist [...] fix und muss deshalb möglichst 'sozial' verteilt werden - wozu Massnahmen wie die Begrenzung der Einwanderung oder eine Zunahme der Frühpensionierungen dienen sollen. Dieser Mythos hält sich so hartnäckig, weil er gelebter Realität entspricht: Ein deutscher Stellensuchender erhält den Vorzug vor einem Schweizer, oder ein 63-Jähriger geht in Pension, und eine Nachwuchskraft kann nachrücken. Ebenso entspricht es gelebter Realität, dass die Erde flach ist. Und so wie die Erde nicht flach ist, so ist der Arbeitskuchen nicht fix. Volkswirtschaften mit Zugriff auf eine wachsende erwerbsfähige Bevölkerung erhalten die Chance auf zusätzliches Wissen und zusätzliche Nachfrage. Die Schweiz ist das beste Beispiel. Ihre Bevölkerung hat sich seit 1900 mehr als verdoppelt, die Beschäftigung hat sich sogar verdreifacht. Das Land hat einen der weltweit höchsten Ausländeranteile, eine der höchsten Beschäftigungsquoten für ältere Personen und gleichzeitig eine der tiefsten Arbeitslosenquoten.
Die Arbeit wird der Schweiz auch in Zukunft nicht ausgehen. Doch die Rezession und ihre Nachwirkungen werden den Arbeitsmarkt noch einige Zeit belasten."

HANSUELI SCHÖCHLI: Die Arbeit wird der Schweiz nicht ausgehen. In: NZZ, 09.01.2010, 27

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite