Samstag, April 04, 2020

"Jeder, den Tarrou betrachtete, blickte ins Leere, und alle schienen unter einer ganz allgemeinen Trennung von dem, was ihr Leben ausmachte, zu leiden. Und da sie nicht immer an den Tod denken konnten, dachten sie an nichts. Sie waren in den Ferien. 'Aber das Schlimmste ist', schrieb Tarrou, "dass sie vergessen sind und es wissen. Ihre Bekannten haben sie vergessen, weil sie an anderes zu denken haben, was sehr begreiflich ist, Diejenigen, die sie lieben, haben sie auch vergessen, weil sie sich Gängen und Plänen erschöpfen, um sie frei zu bekommen. Sie denken so ausschliesslich and die geplante Befreiung, dass sie nicht mehr an die denken, die sie befreien wollen. Auch das ist natürlich. Und schliesslich merkt man, dass niemand fähig ist, wirklich an jemanden zu denken, auch im schlimmsten Unglück nicht. Denn wirklich an jemanden denken, heisst, Minute auf Minute an ihn denken, ohne sich ablenken zu lassen, weder von Haushaltssorgen, noch von der voreibsurrenden Fliege, noch vom Jucken. Aber es gibt immer Fliegen und Juckreize. Darum ist das Leben schwer zu leben. Und die hier wissen es wohl."'
Ebd., 142

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite