Samstag, Juni 04, 2005

"Und ich fragte mich, ob man am Ende lebe, um sich eben erinnern zu können, was jenes Verlangen erklären würde, von dem Baur in Olten geredet hatte, jenes verrückte Bedürfnis, zurückzuschauen oder mit dem Gestern zu leben oder immer wieder die Fäden in den Griff zu bekommen, die einen verbänden mit dem Verflossenen, Dahingegangenen, Unwiederbringlichen, das sich irgendwo aufgelöst haben müsste, und das doch präsent, nicht wegzuschaffen sei, das dann irgendwann mit uns in die Erde gelegt werde, wo es sich auflösen, verflüchtigen oder mit eingehen müsste ins Mineralische, Stoffliche, um dann in Blumen, den Lilien zum Beispiel, den Astern, Märzenglöckchen, Vergissmeinnicht über uns wiederum präsent zu werden, als deren Duft zu verströmen."

GERHARD MEIER: Die Ballade vom Schneien. Frankfurt a.M. (Suhrkamp) 1988, 31.

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